Reifen wechseln, reinigen, lagern
O bis O – Oktober bis Ostern. Diese Eselsbrücke haben wohl so manche im Kopf wenn es um Winterreifen geht. Reifen selbst wechseln kann aber nicht jeder. Wir erklären dir Schritt für Schritt wie du beim Räderwechseln vorgehen musst. Dann brauchst du nicht zu Stoßzeiten auf teure Termine in der Werkstatt warten und kannst dir selbst bei Reifenpannen mit einem Ersatzreifen helfen. Im Anschluss findest du auch ein praktische Checkliste, die dich beim Reifen wechseln unterstützt.
Basic Know-How
In Österreich gilt die witterungsabhängige Winterausrüstungspflicht vom 1. November bis zum 15. April. In Deutschland gilt eine situative Winterreifenpflicht (bei Schneeglätte, Schneematsch, Reifglätte oder Glatteis). Daher auch der Merksatz „Von O bis O“.
Als Winterreifen gelten Reifen mit der Bezeichnung „M+S“, „M.S.“ oder „M & S“. Diese Buchstaben stehen für „Matsch und Schnee“. Sie müssen mindestens eine Profiltiefe von 4 mm, beziehungsweise bei Diagonalreifen von 5 mm aufweisen. Reifenmodelle, welche mit dem Schneeflockensymbol versehen sind gelten ebenso als Winterreifen. (Quelle: oeamtc.at)
Vorbereitungen zum Reifen wechseln
Wenn du die Reifen auf die passende Tiefe überprüft hast (Bei Sommerreifen muss noch eine Mindestprofiltiefe von 1,6 mm vorhanden sein.) musst du noch das Alter der Reifen checken. Sie sollten nicht älter als 8 Jahre sein, auch wenn die Profiltiefe noch ausreichen würde. Das Alter kannst du bei der DOT Angabe herausfinden. Die letzten vier Zahlen verraten dir, wann der Reifen hergestellt wurde. Die Zahl 1918 beispielsweise bedeutet, dass der Reifen in der 19. Kalenderwoche im Jahr 2018 hergestellt worden ist.
Werden die Reifen über Kreuz getauscht montiert fahren sie sich gleichmäßiger ab. Dafür musst du die Reifen einfach markieren (vorne links, vorne rechts, hinten links, hinten rechts) und schon können sie in einem halben Jahr richtig montiert werden.
Lege den ersten Gang ein (bei Automatik den Hebel in Stellung „P“ bringen) und zieh die Handbremse an. So kann sich das Auto während des Wechseln nicht ungewollt bewegen.
Alte Räder entfernen
Ja richtig, eigentlich wechseln wir das Rad. Denn ein „Reifenwechsel“ ist das Aufziehen eines neuen Reifens auf die Felge, was in der Regel nur ein Fachmann durchführen kann. Meist werden die beiden Begriffen Reifenwechsel und Radwechsel aber synonym verwendet.
Zuallererst musst du die Radverkleidung, sofern vorhanden, abnehmen und die Radverschraubung lockern. Dabei muss viel Kraft angewandt werden, weshalb es wichtig ist, dass das Auto zu dieser Zeit noch am Boden steht. Die Schrauben müssen immer über Kreuz mit einem Radkreuz oder einem Steckschlüssel gelockert werden. Ist dies zu schwierig, kannst du versuchen mit einem Metallrohr dein Radkreuz zu verlängern und so die Hebelwirkung auszunutzen. Wichtig dabei ist, dass du die Radschrauben nur lockerst und nicht lose drehst. Dies machst du natürlich an allen vier Rädern.
Nun kommt der Wagenheber zum Einsatz. Diesen musst du am Auto dafür vorgesehenen Punkt anwenden, da ansonsten das Auto anschließend eventuell nicht stabil steht oder du es beschädigst. Beachte dabei Hinweise in der Betriebsanleitung und Markierungen am Fahrzeug. Hebe das Auto soweit ab, bis der Reifen den Bodenkontakt verliert und wenige Zentimeter in der Luft ist. Um auf Nummer Sicher zu gehen, kannst du nun auch einen Block unter das Fahrzeug stellen, falls der Wagenheber nachgeben sollte. Nun kannst du die Verschraubung entfernen.
Immer die oberste Verschraubung zuletzt entfernen. So kann das Rad bis dahin nicht abrutschen und verkanten. Außerdem sollte die Felge beim Lösen der Schrauben immer mit einer Hand gegen die Radnabe gedrückt werden.
Die abmontieren Reifen solltest du nun, in weiser Vorahnung dass du sie in einem halben Jahr wieder brauchen wirst, beschriften. Verwende dazu entweder spezielle Reifenmarkierung, einen Markierungsstift für Gummi oder Wachskreide und kennzeichne sie mit vorne rechts, vorne links und so weiter. Wie du mit den abmontierten Reifen weiter vorgehen solltest, erklären wir im Anschluss.
Neue Reifen montieren
Vor dem Aufstecken der neuen Räder kannst du einen Blick auf die Bremsanlage und das Fahrwerk werfen. Die Bremsklötze müssen noch dick genug und die Bremsscheiben blank sein. Jetzt reinigst du noch die Radauflageflächen und kannst auch schon die neuen Räder aufstecken. Dabei werden die Räder nun wie bereits erwähnt getauscht montiert, damit sie sich gleichmäßiger abnutzen. Beim Aufstecken musst du natürlich auch auf die Laufrichtung achten, welche am Reifen selbst zu sehen ist. Bei den neuen Rädern werden alle Radmuttern mit dem Radkreuz handfest geschraubt. Hierbei ist es wieder am besten, wenn du bei der obersten Verschraubung beginnst und immer kreuzweise fortfährst. Die Verschraubungen sollten sich einfach drehen lassen. Ist dies nicht der Fall, hast du die Verschraubung eventuell nicht gerade angesetzt. Daher solltest du sie lösen und noch einmal gerade ansetzen.
Hast du das auf allen Rädern durchgeführt kannst du dein Auto so weit herunterlassen, bis es gerade den Boden berührt. Du darfst es jedoch nicht komplett ablassen, da sich ansonsten das Rad beim Festziehen der Verschraubung nicht optimal ausrichten kann. Der geringe Bodenwiderstand reicht jedoch, dass sich das Rad beim Festschrauben nicht drehen kann. Die Radmuttern werden nun wieder über Kreuz mit dem vorgeschriebenen Drehmoment angezogen, wobei der Schlüssel solang betätigt wird, bis das typische Knack-Geräusch zu hören ist. Den Anzugsmoment, welcher am Drehmomentschlüssel eingestellt werden muss, findest du im Bedienungsheft deines Fahrzeuges. Der Radwechsel an sich ist somit fertig und du kannst dein Auto wieder ablassen.
Die passenden Helfer
Nacharbeiten
Sind die Reifen montiert kannst du den Luftdruck prüfen. Diesen findest du meist im Tankdeckel oder im Fahrzeugbuch. Im Winter empfiehlt es sich aufgrund der geringeren Luftdichte 0,2 Bar zum angegebenen Wert hinzuzufügen. Jetzt kannst du noch die Radzierblenden montieren und falls nötig, wie im Fahrzeugbuch beschrieben, die Reifendrucksensoren anlernen. Nach etwa 50 bis 100 gefahrenen Kilometern solltest du mit dem Drehmomentschlüssel den Sitz der Radverschraubungen prüfen.
Das brauchst du noch:
Räder reinigen und lagern
Die Räder können zum Beispiel mit einem Biokraftreiniger gereinigt werden, nachdem du groben Schmutz wie Steinchen im Profil entfernt hast. Wenn sie getrocknet sind kannst du sie noch auf Verschleiß oder Beschädigungen überprüfen. Die Räder sollten anschließend liegend oder hängend gelagert werden. Dafür sind beispielsweise sogenannte Reifenbäume geeignet, bei denen die Räder übereinander liegen, ohne dabei direkt aufeinander zu sein.
Bereitet man sich mit den Winterreifen für die kalten Monate vor, sollte dies aber nicht die einzige Maßnahme bei deinem Auto sein. Worauf du noch achten solltest erfährst du hier.
Eine praktische Kurzzusammenfassung aller Schritte zum Ausdrucken und Abhacken findest du hier.
Somit ist dein Auto wieder für die neue Jahreszeit gewappnet. Wir freuen uns auf deine Fragen und Kommentare. Hast du weitere Tipps zum Radwechsel?
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